"›Broken code‹-Autoren wie mez (Pseudonym von Mary-Anne Breeze) stellen zumeist klassische Originalgenies dar, die sich als starke Autoren inszenieren und über ihr Werk absolute Kontrolle ausüben. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Untersuchung sind aber die ›Algorithmen‹ am interessantesten, also lauffähige Programme, die von einer marginalisierten Autorschaft gekennzeichnet sind und bei denen der Programmierer deutlich in den Hintergrund tritt...
ASCII-Kunst reflektiert schon umfänglich die Bedeutung des Codes in der digitalen Literatur und setzt sich damit mit einem zentralen Charakteristikum netzbasierter Texte auseinander.
Somit können die entsprechenden, elaborierten Arbeiten sehr wohl als Netzliteratur angesehen werden, auch wenn sie die Vernetzung nicht notwendigerweise voraussetzen. Eine der bekanntesten Vertreter der broken codes ist die australische Netzwerk-Künstlerin mez.31 In ihrer Kunst entwickelte sie eine eigene Sprache namens »mezangelle«. Diese vermischt natürliche Sprachen wie Englisch, Slang, Netz-Jargon und phonetische Wortspiele mit der Sprache von Codes, also technischen Protokoll-Codes und Programmiersprachen...[]
...Mez’ Projekte kommen auf den ersten Blick scheinbar als Computerprogramme daher, auf den zweiten Blick entpuppt sich die Poesie aber als funktionsunfähig (›broken‹) und damit als virtuoses Spiel mit Elementen von Codes (vgl. Cayley 2004: 296-300). Florian Cramer hat oft diskutiert, wie solche Texte gelesen und verstanden werden sollten. Dies kann etwa anhand seiner Deutung der Arbeit »_Viro.Logic Condition][ing][ 1.1_« von mez aus dem Jahr 2001 nachvollzogen werden (vgl. Cramer 2009)."
- Dr Florian Hartling in: "Der digitale Autor. Autorschaft im Zeitalter des Internets"
Bielefeld: Transcript 2009.
382 Seiten, ISBN 978-3-8376-1090-1